LIEDWISSEN

Pauline Viardot (1821 – 1910), Elsa Barraine (1910–1999), Rita Strohl (1865–1941), Clara Faisst (1872–1948), Luisa-Adolpha Le Beau (1850–1927), Margarete Schweikert (1887–1957) – diese sechs Namen verbinden vor allem zwei Dinge: es sind großartige Komponistinnen, die ein umfangreiches Liedschaffen (und nicht nur das) hinterlassen haben – und die in Konzertprogrammen weder zu ihren Lebzeiten noch heute so gut wie nie auftauchen bzw. zum Teil in der Musikwelt viel zu wenig oder kaum beachtet werden. Um dies zu ändern, hat sich 46. Stuttgarter Meisterklasse für Lied im Februar 2025 ausschließlich diesen sechs Liedkomponistinnen, ihrem Leben, ihrem Werk und ihrem Wirken gewidmet. Die beiden Dozentinnen des Kurses, die vielfach ausgezeichnete Liedpianistin Anne Le Bozec und die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Natasha Loges setzen sich seit vielen Jahren für eine gleichberechtigte Wahrnehmung und Akzeptanz von Komponistinnen im Musikleben ein.

Ein besonderer Schwerpunkt im Kurs galt der französische Komponistin Pauline Viardot, die, 1821 geboren und 1910 gestorben, fast ein gesamtes Jahrhundert durchlebt hat. Zwischen 1863 und 1870 lebte Pauline Viardot in Baden-Baden, wo sie entscheidend dazu beitrug, dass sich die Kurstadt zu einem kulturellen Zentrum jener Zeit entwickelte. Pauline Viardot hat bis ins hohe Alter komponiert: Über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahrzehnten entstanden ca. 250 Kompositionen in verschiedenen Gattungen, wobei Lieder für eine oder mehrere Singstimmen mit Klavierbegleitung den größten Raum einnehmen. Mit Natasha Loges, von der in Kürze eine große Viardot-Monografie erscheinen wird, war eine Spezialistin vor Ort, die in das Leben und Werk Pauline Viardots eingeführt hat. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Mörike-Vertonungen Pauline Viardots, von denen ein Großteil noch unveröffentlicht (z. T. unaufgeführt) ist.

HER*HITS - Liedkomponistinnen. Gesucht, gehört, gefeiert

Der 22. Juni 2025 stand bei der IHWA ganz im Zeichen von Liedkomponistinnen! Unter dem Titel "Her*Hits" gab es im Kammermusiksaal der HMDK Stuttgart drei Konzerte, einen Vortrag und eine Gesprächsrunde. Ziel  der Veranstaltung war, Liedkomponistinnen, die bis heute eher am Rande der musikalischen Aufmerksamkeit stehen, aus ihrem Schattendasein herausholen und zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.

Dabei ging es nicht um die Frauenquote im Konzertprogramm, sondern schlichtweg darum, hervorragende Musik bekannt zu machen, die es verdient aufgeführt zu werden - damit irgendwann einmal selbstverständlich ist, dass Werke von Komponistinnen und Komponisten zu gleichen Teilen im Konzert aufgeführt werden. Denn Repertoire gibt es hier wahrlich mehr als genug, was dieser Tag wieder einmal eindrucksvoll gezeigt hat! Studierende aus den Liedklassen der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, der Hochschule für Musik Nürnberg, der Universität Mozarteum Salzburg und der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart gestalteten die drei Konzerte, in denen es 20 Komponistinnen zu entdecken gab.

Vorbild und Ideengeber für diesen Tag war die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover - allen voran die dort wirkenden Liedklassen-Leiter von Prof. Jan Philip Schulze und Anastasia Grishutina sowie Junior-Professorin Dr. Maria Behrendt, die vom 11. bis 13. Juni unter dem gleichen Titel ein umfangreiches künstlerisch-wissenschaftliches Symposium und Liederfest organisiert haben, bei dem nochmal eine Vielzahl weiterer Komponistinnen auf dem Programm stand. Das Programm des Symposiums ist HIER zu finden.